Qigong

 Qigong im Rahmen der Traditionellen Chinesischen Medizin
            Gesundheit und Krankheit als energetische Prozesse


Was ist Qigong?
Qiqong ist ein moderner chinesischer Begriff für eine Vielfalt von Traditionen des kunstvollen Umgangs mit Qi. Qi könnte mit Lebensenergie, Vitalität, Lebendigkeit, Beseeltheit übersetzt werden. Gong bedeutet beharrliches Üben. Qigong ist integraler Bestandteil der jahrhundertealten Chinesischen Medizin, die auf Erfahrungswissen beruht und der Prävention von Krankheiten besondere Bedeutung beimisst und damit die Eigenverantwortung des Einzelnen für sein Wohlergehen betont.
 
Aus der Sicht der chinesischen Medizin  bedeutet das freie Fließen des Qi durch die Meridiane, die Energiebahnen im Körper, dass der Mensch gesund ist und seine Organe, die mit den Meridianen verbunden sind, harmonisch zusammenarbeiten. Wenn wir uns kraftlos und mutlos fühlen, dann fließt das Qi nicht ungehindert. Wenn wir Schmerzen haben, staut sich das Qi. Wenn wir strahlend, optimistisch und voller Tatendrang sind, dann fließt unser Qi ungehindert. Mit Qigong wird der Qi-Fluss angeregt und die Gesundheit gestärkt.
 
Wer Qigong übt, verfeinert seine Selbstwahrnehmung und das Gespür für die eigene körperliche und psychische Befindlichkeit.
 
Die Wirkung von Qigong erschließt sich beim Ausführen der Übungen, die Atem, Vorstellungskraft und einfache Bewegungen verknüpfen. Sie können im Stehen, Sitzen oder Liegen ausgeführt werden. Es gibt auch Übungen, die ohne äußerlich sichtbare Bewegung auskommen. Die Vielfalt der verschiedenen Qigong-Arten eint sich im Ziel der Gesunderhaltung, Persönlichkeitsentfaltung und Bewusstseinsschulung.
 
Wer spürt, wie wohl die Übungen tun, wie sie die Stimmung heben und Gelassenheit bewirken, für den wird das tägliche Üben zu einer Kraftquelle. (Text: Vera Kaltwasser)
Wirkung von Qigong
Wer am eigenen Leib verspürt hat, wie Qigong wirkt, der wird auch die nötige Übungsdisziplin aufbringen, möglichst täglich „seine“ Übungen zu machen.
 
Qigong – das ist ein Weg der Selbstkultivierung, d.h. sowohl die Gesunderhaltung auf der körperlichen Ebene als auch das Erreichen eines ausgeglichenen Gemütszustandes wird nicht als von außen kommende Pflicht erlebt, sondern mit der Zeit stellt sich ein inneres Bedürfnis ein zu üben.
 
Qigong wirkt auf den Körper und auch auf die psychische Gestimmtheit. Die hier aufgezählten Wirkungen sind nur ein Beispiel für eine Vielzahl von möglichen Wirkungen.
 

Qigong Übungen
Sind eine harmonische Verbindung von Aufmerksamkeit, Atmung und Bewegung.

Sind sanft, geschmeidig, langsam, natürlich und ungezwungen.
 
Sind vielfältig und für jeden Menschen einzusetzen.
 
Unterstützen Heilung auf körperlicher, geistiger und seelischer Ebene durch einen ruhigen und friedvollen Geist.

  • Fördert und erhält Gesundheit und Wohlbefinden.
  • Beugt Krankheiten vor und stärkt das Immunsystem und damit die Selbstheilungskräfte.
  • Lindert Beschwerden, unterstützt Therapie und Rehabilitation.
  • Erweitert die Beweglichkeit.
  • Reguliert und harmonisiert Blut-, Lymph- und Energiefluss im Körper.
  • Wirkt regulierend auf das gesamte Nervensystem.
  • Fördert die Konzentrationsfähigkeit bei gleichzeitiger Entspannung.
  • Verbessert die Stimmungslage und beeinflusst mentale und emotionale Aktivitäten.
  • Fördert die Sensibilität und verfeinert die Selbstwahrnehmung.
  • Wirkt prophylaktisch und wirkt lindernd und u.U. auch heilend bei vielen Zivilisationskrankheiten, u.a. Rückenbeschwerden, Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Rheuma und anderen, auch bei schweren chronischen Erkrankungen.
  (Text: Vera Kaltwasser)




Gesundheit und Krankheit als energetische Prozesse
Sowohl Qigong als auch TCM sind Sammelbegriffe, die lediglich zu einer vorläufigen Einordnung dienen. Der Begriff Qigong wurde in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts geprägt und umfasst eine Fülle von unterschiedlichen Übungsformen. Die Vielfalt in diesem Bereich bündelt sich allerdings in einer Gemeinsamkeit: Körper, Geist und Seele werden in ihrem Zusammenspiel gesehen und die Fähigkeit des Menschen, sich selbst gesund zu erhalten, ja seine Selbstheilungskräfte zu aktivieren, wird sehr hoch eingeschätzt.
 
Was manche westliche Mediziner und Hirnforscher derzeit besonders interessiert, nämlich die - jetzt auch experimentell nachzuweisende - verblüffende Verflochtenheit zwischen Körper, Geist und Seele ist seit Jahrtausenden Basis der chinesischen Medizin.
 
Allerdings beruht diese Medizin nicht auf wissenschaftlichen Experimenten und komplexen apparategestützten Messverfahren, sondern sie ist erwachsen aus einer Jahrtausende währenden empirischen Medizin, die auf Beobachtung und genaues praktisches Studium des Menschen setzt.
Aus dieser genauen Beobachtung von Mensch und Natur ist ein Erklärungsmodell für Gesundheit und Krankheit entstanden, das uns Wege der Prävention, Diagnose und Heilung aufzeigen kann.
Dabei muss uns in der westlichen Tradition aufgewachsenen Menschen immer klar sein, dass wir einer grundsätzlich anderen Kultur begegnen, was bedeutet, dass wir uns die Mühe machen müssen, wenigstens ansatzweise das System der chinesischen Medizin zu verstehen. Dazu gehört auch eine Auseinandersetzung mit der oft symbolischen Sprache, die reich an Metaphern und Bildern ist. Außerdem muss uns klar sein, dass ein in sich geschlossenes Gebäude der Traditionellen Chinesischen Medizin nicht existiert, sondern dass es auch hier verschiedene Schulen und Schwerpunktsetzungen gibt.
 
Die ganzheitliche Ausrichtung der chinesischen Medizin (die immer auch Philosophie ist) trifft heute auf eine erhöhte Aufnahmebereitschaft, gerade weil viele Menschen erkannt haben, dass die extreme Spezialisierung der westlichen Medizin und die komplizierte Apparatetechnik dem einzelnen Menschen in der Gesamtheit seiner Lebenswelt nicht immer gerecht werden.
 
Das heißt nicht, dass die ausgefeilten Diagnose und Therapiemöglichkeiten der westlichen Medizin nicht auch ihren Platz haben, aber es wird gerade auch in der neuesten medizinischen Forschung klar, dass zum Beispiel Zusammenhänge zwischen Körper und Geist bestehen, die bislang in der Diagnose und der Therapie zu wenig berücksichtigt wurden. Als Beispiel sei nur die Forschung im Bereich der Psychoneuroimmunologie (PNI) genannt (Harvard Medical School) oder die neuesten Ergebnisse der Hirnforschung (Prof. Joachim Bauer, Prof. Gerald Hüther, Prof. Manfred Spitzer): Entspannung auf der körperlichen Ebene und angenehm konnotierte Vorstellungsbilder wirken auf das körperliche Geschehen bis zur zellulären Ebene.
 
In der traditionellen chinesischen Medizin wird dieser Zusammenhang als solcher gar nicht problematisiert, sondern die Einheit von Körper, Geist und Seele verbunden mit der Einheit des Menschen mit der Natur und dem Kosmos ist tragende Basis aller weiteren Erkenntnisse und Überlegungen. Das bedeutet auch, dass nicht Analyse, Zergliederung und systematische Logik Methode der Erkenntnis sind, sondern dass in der Traditionellen Chinesischen Medizin und Philosophie der Prozess, die komplexen Wechselwirkungen und die Bewegung im Vordergrund stehen.
 
Gesundheit bedeutet aus der Sicht der TCM ein natürliches Gleichgewicht oder einen Gleichklang der Gegensätze: Yin und Yang sind dynamische Aspekte, zwischen ihnen pulsiert der ständige Wechsel des Lebens.
(Text: Vera Kaltwasser)



Forschungsergebnisse
Wissenschaftliche Studien haben die heilsame Wirkung von Qigong nachgewiesen. Die Übungen wirken harmonisierend auf das vegetative Nervensystem, sie senken den Blutdruck, stärken die Immunabwehr und regulieren die Stresshormone. Gleichzeitig verbessern sich die psychische Gestimmtheit und die Fähigkeit, den Alltag gelassen zu bewältigen und mit Stress konstruktiv umzugehen. Qigong berücksichtigt die enge Verflochtenheit zwischen Körper und Geist.

Wie die jüngsten Erkenntnisse der Hirnforschung zeigen, haben Gedanken und Emotionen Einfluss auf das Körpergeschehen, ebenso wie zum Beispiel auch die Regulation der Muskelspannung die Stimmung positiv beeinflusst. In der uralten Tradition des QiGong finden sich also gelebte Erkenntnisse über die Wechselwirkung zwischen Körper und Geist, die heute wissenschaftlich nachgewiesen werden kann.

„Die Studien und Forschungen zur Wirkung von Achtsamkeit sind in diesem Zusammenhang ebenfalls relevant:
Aktuell: Im Schuljahr 2010/2011 findet eine Studie zu dem Konzept „Achtsamkeit in der Schule“ statt. Dr. S. Sauer und Dr. N.Kohls, Forscher der LMU, führen die Studie im Auftrag der Dt. QiGong-Gesellschaft durch. Grundlage der Forschung ist das Konzept „Achtsamkeit in der Schule“, das V.Kaltwasser entwickelt hat. Achtsamkeitsübungen werden kontinuierlich in den Schulalltag eingeflochten.

Untersucht werden folgende Fragen:
- Wird das Training von den Kindern angenommen?
- Fühlen sich die Kinder, die an einem Achtsamkeitstraining teilnehmen, weniger gestresst?
- Trägt solch ein Training zur emotionalen Stabilität der Kinder bei?
- Erhöht solches Training die Aufmerksamkeitsstärke der Kinder?



Studien
Mindfulness Training for Elementary School Students: The Attention Academy. Dr. Maria Napoli, Journal of Applied School Psychology, 2005
Treating Anxiety with Mindfulness: An Open Trial of Mindfulness Training for Anxious Children. Randye Semple, Ph.D. Journal of Cognitive Psychotherapy, 2005
Tai Chi and mindfulness-based stress reduction in a Boston Public Middle School
Robert B. Wall M. Div., MSN, Journal of Pediatric Health Care, Volume 19, Issue 4, July-August 2005, Pages 230-237.

Meta-Studien und Forschungsergebnisse

UCLA Mindfulness Awareness Research Center: Mindfulness Bibliography
Bibliographie dating from 1975 to February 2008. Zusamengestellt von John C. Williams, M.S. (State University of New York, Binghamton) and Lidia Zylowska, M.D. (University of California, Los Angeles)
Mindfulness Research Summary
Eine Zusammenstellung von Ergebnissen über die Wirkung von Achtsamkeit, Wirkungen auf das Gehirn, auf da Immunsystem, klinische Krankheitsbilder, Achtsamkeit in der Erziehung
Dr. Lisa Flook and Greg Flaxman.
 
Im Juni 2009 wurde eine Studie veröffentlicht, über die Wirksamkeit von Entspannungskursen an Volkshochschulen. Download unter:
http://www.dvv-vhs.de/arbeitsschwerpunkte/praevention/evaluation/
Deutscher Dachverband für Qigong und Taijiquan, DDQT: www.ddqt.de
 



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